Ein Interview mit Jörg Merkelbach über die Bedeutung der Nachhaltigkeit für sein Ferienresort
1992 kaufte der gelernte Schlachter Jörg Merkelbach das ehemalige Kinderferienlager im Ostharz und startete den Betrieb zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern. Inzwischen ist das Ressort zu einem beliebten Ferienziel für zahlreiche Naturverliebte geworden.
Im Jahr 2016 wurde das Ferienressort erstmals mit dem GreenSign Level 2 zertifiziert. Durch einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess schaffte es der Ferienpark in nur einem Jahr auf das GreenSign Level 4.
Wir von InfraCert haben mit Jörg Merkelbach über diesen Prozess und die Vorteile der Nachhaltigkeit für sein Ressort gesprochen:
In welchen Bereichen sehen Sie Ihr Ferienressort besonders nachhaltig?
Vor allem was den Bereich erneuerbaren Energien angeht sehe ich unser Ressort als besonders nachhaltig. Wir beziehen unsere Energie zu 100% aus Solar- und Photovoltaikanlagen und BHKWs (Blockheizkraftwerk). Auch was den Einkauf angeht achten wir sehr auf Nachhaltigkeit. Wir kaufen Lebensmittel in der Region ein und verhindern somit lange Transportwege und kaufen beispielsweise ausschließlich umweltfreundliche Reinigungsmittel. Außerdem bieten wir unseren Gästen die Möglichkeit ihre Elektroautos und E-Bikes an unseren Elektrosäulen aufzuladen. Wir selber nutzen auch ein Elektroauto.
Seit wann beschäftigen Sie sich mit diesen Themen?
Schon seit 20 Jahren. Wir gehen regelmäßig auf Messen, zum Beispiel alle zwei Jahre nach Frankfurt, und informieren uns was es neues gibt. Wir bauen hier alles selber, meine Kinder und ich.
Welche Vorteile hat das für Ihren Ferienpark?
Früher habe ich im Schnitt 6.000€ im Monat, also 72.000€ im Jahr, für Heizung und Strom gezahlt. Eine einmalige Investition von 200.000€ für alles drum und dran und heute komme ich, dank der BAKWs und der Solar- und Photovoltaikanlagen auf 7.000€ im Jahr. Das ist eine Kostenverringerung von über 90%. Dass sich das rechnet wird da schnell deutlich.
Inwiefern profitieren Ihre Gäste von Ihrer nachhaltigen Ausrichtung?
Einerseits kann ich, durch die reduzierten Strom- und Heizkosten, die Preise niedrig halten. Andererseits garantiert unsere nachhaltige Ausrichtung unseren Gästen einen entspannten Aufenthalt. Unsere Pelletöfen sind nicht nur weitaus effizienter als ein herkömmlicher Kamin, sie sind auch deutlich praktischer. Ein einziger Knopfdruck reicht aus um für ein gemütliches und warmes Feuer zu sorgen. Was die Verpflegung angeht so profitieren unsere Gäste von unserem lokalen Einkauf. Dadurch können wir unseren Gästen transparent die Qualität und Nachhaltigkeit dieser Lebensmittel garantieren.
Insbesondere der Bereich Energie ist Ihr Steckenpferd. Was planen Sie als nächstes? Oder haben Sie jetzt schon alles gemacht?
Nein, wir haben noch einiges vor. Momentan bauen wir ein neues Blockhaus für 4 Personen. Das wird auch mit Photovoltaik betrieben. Dann planen wir noch eine Methode um Strom für unsere E-Tankstelle zu speichern, damit ich dann nachts im Sommer kein BAKW anschmeißen muss. Das bauen wir als nächstes, was nochmal eine Investition 50.000€ ist. Die habe ich dann in 4 Jahren wieder drin und damit auch eine gute Rücklage. Denn, was für Hotels sehr wichtig ist, Energie kann man gut von der Steuer absetzen.
Viele verbinden mit Nachhaltigkeit höhere Kosten und weniger Komfort – Was können Sie dem entgegensetzen?
Die Kosten, wie vorhin schon gesagt, sind deutlich gesunken und der Komfort ist auch viel besser. Alles ist viel besser. Als wir hier noch die alten Öfen hatten hat das immer gestunken, wenn die angemacht wurden. Da wurde unter anderem Plastik mit verbrannt. Das Problem haben wir jetzt nicht mehr.
Was können Sie anderen Hoteliers mit auf den Weg geben, die ebenfalls ihr GreenSign Level verbessern wollen?
Zuallererst Gedanken machen und generell die Sachen ein bisschen umstellen. Nicht so kopflos drauf loslegen. Man muss sich nur schlau machen und mit einer vertrauenswürdigen Firma zusammenarbeiten, oder, wenn man kann, auch einfach selber machen. Es gibt viele Fördermittel, vor allem im Bereich der Energie. Für Kamine gibts 2.000€ Förderung, für Pelletöfen 3.000€. Der Staat macht da schon was. Man muss sich nur gut informieren, alles bei dem BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) einreichen und dann haut das schon hin. Natürlich sollte man, auch beim Einkauf, auf die Natur achten. Man brauch das Gemüse nicht aus Italien einkaufen. Das gibt es auch in Blankenburg.
Welche Pläne haben Sie noch für die Zukunft? GreenSign Level 5?
Neben den oben dargestellten Projekten kann ich im Bereich Energie nicht mehr viel machen. Ich bin ja schon Level 4 und habe zum Beispiel auch meine eigenen Hühner. Vorerst bin ich soweit fertig.