Hüfthohe Gräser, seltene Blumen, Hunderte von Libellen schwirren durch die Lüfte, Frösche quaken und Kraniche steigen auf – Nasse, intakte Moore sind wertvolle Ökosysteme, die eine wichtige Rolle für den Landschaftswasserhaushalt, die regionale Klimaregulierung und die biologische Vielfalt spielen. Dass Moore auch einen wichtigen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten, ist weit weniger bekannt.
Trocken gelegte Moore
Naturnahe Moore speichern in ihren nassen Böden große Mengen Kohlenstoff. Doch zur Nutzbarmachung für die Landwirtschaft, den Städte- und Straßenbau wurde in den vergangenen Jahrzehnten ein Großteil der deutschen Moore trocken gelegt.
In Folge dieser Entwässerung wird der Kohlenstoff aus den Moorböden freigesetzt und reagiert dann an der Luft zu dem gefährlichen Treibhausgas Kohlendoixid. Zum Beispiel in Brandenburg, einem der moorreichsten Bundesländer Deutschlands, sind die entwässerungsbedingten Emissionen aus Mooren eine der Hauptquellen für die Freisetzung von Treibhausgasen. So übersteigen sie die jährlichen Emissionen des gesamten Straßenverkehrs.
Renaturierung der Moore
Das Klimaschutzangebot „MoorFutures“ der Flächenagentur Brandenburg GmbH hat sich zur Aufgabe gemacht, trockengelegte Moore wiederzuvernässen, um den Austritt klimaschädlicher Treibhausgase zu stoppen und dem Moor seine Speicherkapazitäten wiederzugeben. Dabei wird der Wasserstand im Moor angehoben, um den Boden im Gebiet feucht zu halten, die baulichen Eingriffe in die Natur werden immer mit Rücksicht auf die vorhandenen Tiere und Pflanzen durchgeführt. Für einen Zeitraum von 50 Jahren ist das Projekt gesichert und wird fachmännisch begleitet und von staatlichen Stellen kontrolliert.
Das konkrete Kompensationsprojekt in Brandenburg, das Niedermoorgebiet „Rehwiese“, liegt zwischen Nassenheide und Liebenwalde nördlich von Berlin. Die Wiedervernässung der Rehwiese ist das erste „MoorFutures“-Projekt in Brandenburg, weitere Projekte gibt es in Mecklenburg Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Investition in regionalen Klimaschutz
Die Wiedervernässungsprojekte finanzieren sich durch den Verkauf von „MoorFutures“-Emissionszertifikaten. Jeder kann in diese freiwilligen Klimaschutzprojekte investieren, Privatpersonen, Unternehmen oder Organisationen. So kann man zum Beispiel Veranstaltungen klimaneutral durchführen oder auch einen ganzen Geschäftsbetrieb kompensieren, ebenso Autofahrten oder Flugreisen. Dabei entspricht der Kauf eines »MoorFutures« dem Ausgleich einer Tonne CO2. Die kleinere Größe ist der „MoorFrosch“, entsprechend dem Ausgleich für 100kg CO2, was ungefähr genug ist, um 1000 Auto-Kilometer zu kompensieren. Ein Oneway-Flug von Berlin nach New York verursacht ca. 1,2 Tonnen CO2 pro Person.
Die „MoorFutures“ bieten die Möglichkeit, regional seine CO2-Emissionen zu kompensieren und zusätzlich etwas für lokalen Umwelt- und Naturschutz zu tun. Vor Ort kann jeder sich von den Erfolgen der „MoorFutures“-Projekte selber überzeugen, die Moorflächen sind frei zugänglich und bieten einen interessanten Einblick in den Fortschritt der Arbeit. Hier sollten allerdings die Gummistiefel im Gepäck nicht fehlen.
Von Karsten Neubert