Welche Auswirkungen hat das Plastikverbot auf die Hotellerie und welche Alternativen gibt es bereits?
Plastik. Es ist überall – im Meer, im Magen vieler Vögel, Fische und letztendlich wohl auch in unserem. Beim Einkauf in einem normalen Supermarkt, wie es die meisten von uns handhaben, komme ich nicht drum herum, Produkte mit Plastikverpackung zu kaufen. Man kann immerhin auf Plastiktüten und auf eingepacktes Obst und Gemüse verzichten, aber beim Duschgel oder Salaten? Leider bisher schwierig. Die plastik-freien Supermärkte sind auch noch nicht sehr präsent, erst recht nicht in ländlichen Regionen.
Aber wie ist es nun in der Hotellerie – was bedeutet das neue EU-Plastikvermeidungsgesetz für Hoteliers? Gibt es schon vernünftige Alternativen für die verbotenen Produkte und wo gibt es abseits der Verbote noch Einsparungspotenzial?
Das Verbot greift ab 2021 vor allem für Einwegplastik-Produkte, die im Grunde sowieso nicht zwingend benötigt werden, wie Kunststoffbesteck (Gabeln, Messer, Löffel und Essstäbchen), Rührstäbchen für den Kaffee, Kunststoffteller, Wattestäbchen, Plastikbecher und Strohhalme.
Dürfen wir jetzt nicht mehr aus Halmen schlürfen?
Strohhalme bestehen ja bekanntlich meist nicht aus Stroh, sondern leider omnipräsent aus Plastik. Das soll sich jetzt rapide ändern, schließlich gibt es Alternativen und diese werden auch schon von vielen Hotelketten, wie Marriott oder Hilton umgesetzt. Zurzeit ist jeder Barbesitzer auf der Suche nach nachhaltigen Trinkhalmen für seine Cocktails, Milchshakes, Longdrinks und Smoothies. Trinkhalme aus Bio-Plastik, aus Polymilchsäure (PLA) sowie aus Papier werden dementsprechend bereits verstärkt nachgefragt. Die Restaurantkette Sausalitos verwendet jedoch zum Beispiel geschmacksneutrale Weizen-Trinkhalme vom Hersteller Sunny Pipe, die in Kaltgetränken etwa 50 Minuten formstabil bleiben. Weizen ist ein nachwachsender Rohstoff und vollständig biologisch abbaubar.
Das Berliner Start-Up „Halm“ bietet da eine elegantere, langlebigere und somit umweltfreundlichere Alternative zu Trinkhalmen aus Weizen und Plastik, die bereits über 250 Gastronomie- und Hotelbetriebe nutzen. Mit den Trinkhalmen aus Glas können Hoteliers und Gastronomen, trotz deutlich höheren Anschaffungskosten, langfristig viel Geld sparen durch die Wiederverwendung nach dem Waschgang.
Ein anders Start-Up stellt Halme aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Getreide und Apfeltrester, her, welche essbar sind und länger ihre Form im Getränk bewahren als ein Papiertrinkhalm.
Geht Körperpflege ohne Plastik?
Weg vom trinkbaren Genuss und ab ins Bad! Duschgel und Shampoo sind fast ohne Ausnahme in Plastikbehältern verpackt – momentan gibt es hier leider noch nicht sehr viele Alternativen, da feste Seife vor allem in der Dusche nicht mehr so beliebt ist. Auffüllbare Shampoo- und Seifenspender, wie sie in einigen Hotel-Duschkabinen üblich sind, helfen immerhin durch größere Nachfüllpackungen Plastikmüll ein wenig zu reduzieren. Dennoch wären Naturseifen am umweltfreundlichsten.
Wattestäbchen gibt es beispielsweise inzwischen in vielen Drogeriemärkten auch aus Bambus oder Pappe – also immerhin als biologisch abbaubare Variante. Für Hoteliers, die ihren Gästen Wattestäbchen anbieten wollen, wäre das jetzt nun schon die Lösung. Aber bedenken Sie, dass sie damit trotzdem ein Wegwerfprodukt bleiben, das nur einmalig verwendet wird. Wattestäbchen könnten sogar mit anderen Hygieneartikeln, die der Hotelier gegebenenfalls anbieten möchte, in Keramikbehälter gefüllt statt in Plastik verpackt werden. Abwaschbare Ohrenreiniger aus Edelstahl, sind zwar langlebiger, aber leider wohl in der Hotellerie aus hygienischen Gründen schlecht umsetzbar.
Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, womit wir uns täglich die Zähne reinigen? Plastik pur! Für alle, die lieber auf Plastik im Mund verzichten würden und die Umwelt schonen wollen, gibt es jetzt auch Alternativen auf dem Markt. Zum Beispiel die Zahnbürste von Hydrophil, die hauptsächlich aus Bambus besteht und über Borsten aus biologisch abbaubarem Nylon verfügt.
Die Swak-Zahnbürste besteht hingegen aus kompostierbarem Bio-Plastik und Miswak, einem Zweig oder Wurzelstück des Zahnbürstenbaumes. Ja, Sie haben richtig gelesen – der Miswak ist auch bekannt als Zahnbürstenbaum, weil aus diesem die traditionelle arabische Zahnbürste gefertigt wurde. Die Option von Hydrophil ist deutlich günstiger (3,90 €) und somit meiner Meinung nach auch attraktiver für Hoteliers, die ihren Gästen Zahnbürsten zur Verfügung stellen wollen. Es gibt jedoch noch einige andere ähnliche Zahnbürsten auf dem Markt, die komplett aus Bambus hergestellt sind und für den Privatverbraucher für 3 bis 4 Euro zu haben sind. Bambus eignet sich besonders gut, da es von Natur aus eine antibakterielle Wirkung besitzt und eines der am schnellsten nachwachsenden Rohstoffe darstellt.
Einfallsreichtum und neue Ideen sind gefragt!
Raus aus dem Bad und ab an den Frühstückstisch! Dort werden wohl bei den meisten Hotels inzwischen weltweit weder Plastikbesteck noch Plastikteller zum Einsatz kommen, aber beim Frühstücksbuffet besteht noch Potenzial zur Vermeidung des Lebenszerstörers. Zum Beispiel ist es ja noch recht üblich, kleine in Plastik verpackte Portionen mit Butter, Marmelade, Honig, Nutella etc. bereitzustellen. Bei den Lindner-Hotels jedoch werden Marmelade und Honig in Gläsern beziehungsweise Honigwaben bereitgestellt und auch die Lunchpakete sind aus Pappe statt Plastik. Bei einigen Hotels habe ich auch schon essbare Waffel-Schälchen bei den Marmeladen gesichtet, welche sich der Gast mit dem süßen Aufstrich vom Glas füllen kann. Ein Frühstück mit frischen, unverpackten Produkten, die vielleicht sogar teilweise selbst gemacht sind, kommt sowieso bei Gästen am besten an.
Bei allen Ausschreibungen von Lieferanten wird dem Punkt Plastikvermeidung viel Bedeutung beigemessen, sodass in Zukunft weitere Maßnahmen in dieser Hinsicht möglich sind. Viele private Haushalte und Hotels benutzen nun auch Müllbeutel aus biologisch abbaubaren Materialien und für die Shopping-Tour des Gastes werden wiederverwendbare Einkaufstaschen bereitgestellt. Genauso wird von einigen Wäschereien auch die Wäsche nicht mehr in Einwegplastik verpackt. Stattdessen kommen Mehrweg- oder gar Pfandtaschen aus beispielsweise Baumwolle zum Einsatz. Einige Hotels übergeben dem Gast auch bei Ankunft Edelstahlflaschen, die jederzeit an Trinkwasserspendern wieder aufgefüllt werden können.
Joanne Hendrickx, Gründerin von „travelwithoutplastic“, hat da noch mehr Ideen und entwickelte einen Werkzeugkasten als Ideengeber und Anleitung für Hoteliers zur Plastikreduktion im Betrieb. Dieses „Toolkit“ adressiert auch die Vorbehalte der Hoteliers – denn aus Sicht der Hotelbetreiber existieren oft einige Gründe, Alternativen mit Skepsis zu begegnen: Sie befürchten bei einer Umstellung zum Beispiel Zusatzkosten im Einkauf, Mehraufwand für die Angestellten sowie Gesundheitsgefahren aufgrund angeblich mangelnder Hygiene. Das Ergebnis der Teilnahme an dem Programm zeigt jedoch, dass Hoteliers je nach Gewissenhaftigkeit 20 bis 70% ihres Plastikverbrauchs und je nach Methode auch Geld einsparen konnten.
Wie sieht es denn nun bei Ihnen aus? Haben Sie noch weitere Ideen zur Plastikeinsparung (als die hier genannten)? Kommentieren Sie gerne diesen Blog und bereichern Sie unser plastikfreies Ideenspektrum für Hoteliers und Gastronomen!
Lukas, Masterstudent Real Estate,
mit Fokus auf nachhaltige Immobilienentwicklung