Seit es Menschen gibt, verspüren wir den Drang nach Kommunikation und dem Austausch mit Gleichgesinnten. Auch die Verschriftlichung von Informationen und Geschichten hat ihren Weg in unsere Existenz gefunden – der frühe Steinzeitmensch hat hierfür bereits mit Höhlenmalereien ein eindrucksvolles Exempel dargeboten. Heute, circa 40.000 Jahre später, stehen wir mit beiden Beinen irgendwo zwischen Klimabewegung, Covid-Pandemie und digitalem Fortschritt und werden mit mehr oder weniger informativen Berichten, Blogs, Reportagen und Zeitungsartikeln nahezu überhäuft.
Inmitten dieser Wucht an Informationen und geschriebenen Werken, die uns tagtäglich ereilen, gibt es eines, das in naher Zukunft eine besonders große Rolle für Betriebe im Tourismus und darüber hinaus spielen wird: Der
ESG Report. Und genau diesen schauen wir uns in den nächsten Zeilen gemeinsam an.
E, S… was?!
ESG-Report! Dieser steht für „Environment“, „Social“ und „Governance“ und ist ein von der Europäischen Union ins Leben gerufenes Berichtswesen für die nachhaltige Positionierung und Entwicklung von Unternehmen. Ähnlich wie der Nachhaltigkeitsbericht dient der ESG-Report dazu, Stakeholder über die Nachhaltigkeitsbemühungen und -fortschritte eines Betriebes zu informieren.
Gegenüber dem klassischen Nachhaltigkeitsbericht, welcher in erster Linie Kunden oder Gäste sowie Mitarbeiter und Partner anspricht, richtet sich der ESG-Report primär an potenzielle Investoren, welche einen konkreten und messbaren Mehrwert mit ihrem Geld zu stiften wünschen. Für sie soll er als eine verständliche und überprüfbare Bewertungsgrundlage fungieren und die betrieblichen Bemühungen zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und der Sustainable Development Goals verdeutlichen.
Aktuell verläuft die Berichterstattung über Nachhaltigkeitsleistungen von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) auf freiwilliger Basis, während größere Gesellschaften aus der Finanz- und Realwirtschaft, darunter kapitalorientierte Kreditinstitute oder Versicherungen ab einer Mitarbeiterzahl von 500 Personen oder einem Jahresumsatz von 40 Millionen Euro, der Berichtspflicht unterliegen. Das bedeutet, dass viele Hotels und weitere touristische Betriebe zum jetzigen Zeitpunkt (noch) nicht vom ESG-Reporting betroffen sind. Dennoch bringt dieses einige spannende Benefits mit sich, weshalb es sich durchaus lohnt, mehr über die Hintergründe und die Erstellung eines ESG-Reports zu erlernen.
A, B, C, D, ESG – Vorteile und Einflüsse des ESG-Reports
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ist eine bemerkenswerte gesellschaftliche Veränderung eingetreten, welche große Finanzflüsse immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken begann. Zwar verfolgten Anleger schon lange davor Ziele, die über ihre finanzielle Rendite hinaus gingen (wie beispielsweise politische oder religiöse Erstrebungen). In den 1950er Jahren bekannten sich große Gewerkschaften jedoch erstmalig dazu, ihr Kapitalvermögen in ihr soziales Umfeld zu investieren.
Im Jahr 2000 war das Leitbild eines „verantwortungsvollen“ Investors fest am Finanzmarkt angekommen und ist dort bis heute verankert, und das mit gutem Grund:
Die Geschichte zeigt, dass jene Unternehmen, die sich sozial- und umweltverträglich verhalten und dies auch nach außen hin kommunizieren, langfristig höhere Aktienrenditen und größeren finanziellen Erfolg verzeichnen.
Aber welche weiteren Motive für eine nachhaltige Berichterstattung im Allgemeinen gibt es?
Marktorientierte Motive:
Getreu dem Motto „Tu Gutes und sprich darüber“ spielt die nachhaltige Berichterstattung einen entscheidenden Faktor in der Sensibilisierung unserer Mitarbeiter, Endkonsumenten und Partnern für Nachhaltigkeit. Eine Verschriftlichung der nachhaltigen Bemühungen dient nicht nur der reinen Informationsübermittlung, sondern kann außerdem dazu beitragen, unsere Mitmenschen für Umwelt- und Klimaschutz zu begeistern, zu inspirieren, Impulse zu setzen und Neugierde zu wecken. Am Ende des Tages sitzen wir alle im gleichen Boot und wollen echten Klimaschutz erreichen – je mehr Leute wir auf unserer Reise „anstecken“ und mitnehmen können, desto höher stehen unsere Chancen.
Managementorientierte Motive:
Nur, wenn ein nachhaltiger Führungsstil im Unternehmen angekommen ist, kann soziales und ökologisches Engagement auch authentisch nach außen transportiert werden. Die Förderung von Nachhaltigkeit innerhalb des Betriebes – hierzu gehören insbesondere faire Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter und als Konsequenz derer, eine langfristig zunehmende Arbeitnehmerzufriedenheit, – ist also essenziell, um ein verantwortungsbewusstes und glaubwürdiges Erscheinungsbild gegenüber Stakeholdern aufrecht zu erhalten.
Öffentlichkeitsorientierte Motive:
Schlussendlich bringt eine nachhaltige Berichterstattung auch öffentlichkeitswirksame Vorteile mit sich. Zwar spielt dieser Aspekt sehr auf die menschliche Denkweise „What’s in it for me?“ aus, jedoch kann und sollte eine intrinsische, echte nachhaltige Unternehmensausrichtung ja auch belohnt werden. Denn diese ist ein wirkungsvoller Unterstützer in der langfristig positiven Positionierung im Wettbewerb. Bei der Promotion von nachhaltigen Produkten und Angeboten sollte stets auf eine wahrheitsgetreue und transparente Kommunikation geachtet werden, um Greenwashing vorzubeugen.
Zutaten für einen erfolgreichen ESG-Report: Environmental, Social & Governance
Etwas Blaues, etwas Altes, etwas Geliehenes…. Nicht ganz. Aber auch im ESG-Reporting gibt es
drei grundlegende Bestandteile, mit denen der Bericht steht und fällt. Erfreulicherweise stecken diese bereits im Namen selbst:
„Environment“ (Umwelt), „Social“ (Soziales) und „Governance“ (Unternehmensführung). Diese drei Säulen wurden von der Europäischen Union als Standards für nachhaltige Investments definiert und sollen einen inhaltlichen Rahmen für die Erstellung eines ESG-Reports bieten.
Die ökologische Achse „Environment“ meint unternehmensinterne Pläne und Maßnahmen, die einen positiven Beitrag zum Klimaschutz bewirken. Dazu zählen unter anderem ein sparsamer Umgang mit Ressourcen, der Erhalt der Biodiversität und die Reduktion des eigenen CO
2-Fußabdrucks. Auch Produkte oder Technologien, die im Unternehmen eingesetzt werden und nennenswerte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, können in diesem Zusammenhang dokumentiert werden. Dazu zählt ein umweltfreundliches Gebäudemanagement ebenso wie eine verantwortungsbewusste Wassernutzung oder betriebliche Fahrzeuge mit geringen Emissionsmengen.
„Sozial“ im Kontext des ESG-Reportings bezieht sich in erster Linie auf das Wohlergehen von Mitarbeitern. Besonders maßgebend hierfür sind Gleichbehandlung, Fairness und Chancengleichheit auf allen Ebenen. Indikatoren für ein soziales Unternehmen, die unbedingt in den ESG-Bericht aufgenommen werden sollten (insofern vorhanden) sind beispielsweise Möglichkeiten zur Fortbildung, eine faire Entlohnung und ein betriebliches Gesundheitssystem. Ein weiteres Merkmal einer sozialen Betriebsaufstellung ist die sichere und korrekte Behandlung sensibler Kunden-Daten über angebrachte Datenschutz- und Privatsphärekonzepte. Zu guter Letzt sollte der ESG-Bericht jegliche Bemühungen zum gesellschaftlichen Wohlergehen beinhalten, wie ehrenamtliche Tätigkeiten oder Aktionen für und mit sozialen, kulturellen oder ökologischen Initiativen.
Eine ethische und skandalfreie Unternehmensführung ist die Voraussetzung für eine nachhaltige Positionierung innerhalb des ESG-Berichts. Dazu zählen transparentes und verantwortungsvolles Handeln, die Einhaltung von Gesetzen und Regelwerken, ebenso wie das Vorhandensein eines seriösen und unabhängigen Kontrollorgans für die Steuerung aller internen Prozesse. Auch ein gutes Risiko- und Reputationsmanagement gehört zu erfolgreicher „Governance“.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der ESG-Report ein hilfreiches Regelwerk für die externe Kommunikation von unternehmerischen Nachhaltigkeitsaktivitäten bildet.
Um Anleger mit dem Wunsch nach sinnstiftenden, ökologischen oder sozial-orientierten Investitionen für sich zu gewinnen, ist eine regelmäßige, umfassende und vor allem transparente Berichterstattung der eigenen nachhaltigen Bemühungen von großer Bedeutung. Der authentische Einblick in die eigenen umwelt- und sozialrelevanten Entwicklungen, Ziele und Maßnahmen sorgt obendrein für ein positives Image in der Gesellschaft und kann Interessenten für Umweltschutz und soziale Verantwortung sensibilisieren.
Ich hoffe, ich konnte dir einige neue Infos zum ESG-Reporting schenken!
Liebe Grüße,
Darlene